Jeff Talley (Bruce Willis) ist ein erfahrener Spezialist für Verhandlungen mit Geiselnehmern. Doch nachdem eine Fehleinschätzung Talleys bei einer Geiselnahme zum Tod einer Mutter und ihres Kindes führt, verlässt Talley Los Angeles und übernimmt den Job des Polizeichefs in einer kleineren Stadt.
Als auch dort ein versuchter Autodiebstahl zu einem Geiseldrama eskaliert, möchte Talley die Verantwortung gerne dem zuständigen Sheriff überlassen. Aber das Geiselopfer Walter Smith (Kevin Pollak) arbeitet für eine kriminelle Organisation. Und die will mit allen Mitteln verhindern, dass die Polizei im Haus von Walter Smith herumstöbert. Also setzen sie Jeff Talley massiv unter Druck, damit er die gesamte Polizeiaktion genau nach ihren Vorstellungen abwickelt.
Bruce Willis muss wieder einmal das Leben von Geiseln retten. Bruce Willis wie üblich? Nicht ganz: Er spielt diesmal nicht den strahlenden Helden, der über allen Dingen steht. Talley ist ein gebrochener Mann.
Dass der Held Probleme mit Job und Familie hat, kennen wir schon aus den „Die Hard“-Filmen. Aber alle bekannten Charakterzüge in dieser Richtung wurden in „Hostage“ extrem forciert. In „Hostage“ darf Willis sogar weinen. Diese neue Positionierung ist eindeutig ein geplanter, intelligenter Rückzug aus dem Schablonenhaften.
Dass Bruce Willis für diesen Weg selbst maßgeblich verantwortlich ist, zeigt ein Blick in die Produktionsdaten. Bruce Willis scheint als einer der Produzenten auf, sein Bruder als „associate producer“. Und seine Filmtochter Amanda Talley (Rumer Willis) wird von seiner wirklichen Tochter dargestellt. Dass Florent Siri die Regie führt, hat ebenfalls Bruce Willis bestimmt.
Insgesamt tut der Wechsel von der Schablone in die Komplexität dem Film gut. Man ärgert sich nicht mit dramaturgischen Übertreibungen oder der übermenschlichen Strapazierfähigkeit des Filmhelden. Übrig bleibt ein durch und durch spannender Film.
Die Geschichte wird ziemlich kompliziert, erreicht aber auch eine interessante Tiefe. Neben dem unüberwindbar Trennendem zwischen Gut und Böse tauchen da auch verbindende Elemente zwischen Jeff Talley und seinen Gegenspielern auf. Werte wie Kinder und Familie leiten die Protagonisten unabhängig davon, auf welcher Seite des Gesetzes sie stehen. Auch das Ende entspricht nicht dem klassischen Payoff. Nach der Abblende bleibt unklar, wie die Sache für die, in der Minderheit befindlichen Überlebenden letztlich ausgehen wird.
Im Gegensatz zu vielen anderen Filmen mit Bruce Willis könnte diese Geschichte wirklich jederzeit irgendwo passieren. Die Imageänderung von „Bruce Allmächtig“ zum menschlichen Willis zerstört keineswegs das bewährte Heldenbild, macht aber neugierig auf die Bruce-Willis–Filme, die da noch kommen werden.