The Fog of War

„The Fog of War“ ist ein Dokumentarfilm über den ehemaligen US-Verteidigungsminister Robert McNamara. Dieser Mann hat viel erlebt. Er lehrte Betriebswirtschaft in Harvard, leitete den Automobilkonzern Ford und war nach seinem Ausscheiden aus der Regierung bis 1981 Präsident der Weltbank.

Doch McNamaras Leben war vor allem vom Krieg geprägt. McNamara wurde 1916, mitten im Ersten Weltkrieg geboren. 1942 begann seine berufliche Verbindung mit dem Krieg. Für die Luftwaffe führte er die statistische Kontrolle der Luftangriffe durch. Die Ergebnisse seiner Arbeit halfen mit, die Effizienz der Bombardements zu steigern.

Als Logistiker des Krieges hatte er bis 1946 die gleiche Aufgabe wie ein Rationalisator im Wirtschaftsleben. Nur dass die Maximierung des Erfolges hier nicht zigtausend Arbeitslose, sondern Hunderttausende an Menschenleben kosten konnte. Das ist die Logik des Krieges.

Bei Ford versuchte er durch die Einführung von Sicherheitsgurten Menschenleben zu retten. McNamara war stets ein engagierter Löser der anstehenden Probleme und ein loyaler Diener seines Herrn. Ist Robert McNamara ein eiskalter Technokrat, der bedenkenlos über Leichen gegangen ist?

So wie während des Zweiten Weltkrieges folgte McNamara auch als verantwortlicher Manager von Kriegen in seiner Amtszeit als Minister unter den Präsidenten John F. Kennedy und Lyndon B. Johnson stets der Logik des Krieges. Manche Aussagen Robert McNamaras in „The Fog of War“ erinnern auch frappant an die Rechtfertigungen vieler Schreibtischtäter.

Doch McNamara reflektiert sein Handeln auch in Bezug auf die eigene Verantwortung. Inwiefern dies nur als Zugewinn seines Alters zu betrachten ist oder immer Grundlage seines Handelns war, kann man aus dem Film nicht immer eindeutig heraus lesen. Doch seine sehr offenen, mit Tonaufzeichnungen aus dem Weißen Haus belegten Statements über die Kubakrise und den Vietnamkrieg zeigen, dass Robert McNamara die Tragweite seiner Entscheidungen auch aus humanitärer Perspektive verstanden hat.

Dieser Film eignet sich hervorragend als Lehrstück für Strategen und Politiker. „The Fog of War“ zeigt aber gleichzeitig den ganzen Wahnsinn der sogenannten Logik des Krieges auf.

Die Frage, ob das Prädikat „Meisterstück“, das sich der Film verdient, mehr dem Regisseur oder dem Input von McNamara zu verdanken ist, stellt sich nicht wirklich. „The Fog of War“ erlaubt uns potenziellen Bauernopfern einen einzigartigen Blick in die Psychologie der großen Spieler des grausigen Spiels.