Good Bye Lenin!

Kurz vor dem Fall der Mauer beobachtet eine Mutter (Katrin Saß), wie ihr Sohn Alex (Daniel Brühl) bei einer Demo verhaftet wird.

In dieser Situation erleidet die überzeugte DDR-Bürgerin einen Herzanfall und fällt in ein langes Koma. So verschläft sie den Niedergang der DDR und den Siegeszug des Kapitalismus im Arbeiter- und Bauernstaat. Entgegen allen medizinischen Prognosen erwacht sie wieder. Doch die kleinste Aufregung kann für ihr schwaches Herz das Ende bedeuten.

Darum hält Alex auf 79 Quadratmetern Plattenbau für seine Mutter die Illusion einer funktionierenden DDR aufrecht. Doch mit jeder Coca-Cola-Werbung vor dem Fenster und mit jedem BMW auf der Straße wird die Aufgabe schwieriger.

Wolfgang Becker schafft es – nach einem brillanten Drehbuch von Bernd Lichtenberg –, sehr ernste Themen in eine amüsante Komödie zu verpacken. Der Film erzählt davon, wie Menschen, die sich lieben, durch die Politik voneinander getrennt wurden. Und davon, wie sich Familienmitglieder gegenseitig die Wahrheit vorenthalten. Dennoch kommt keine schwermütige Stimmung auf — im Gegenteil: Ganz entspannt geht der Film an die großen Ereignisse jener Tage heran. Alex, der in den Szenen mit News-Archivmaterial auch als Erzähler agiert, interpretiert die Realität manchmal etwas eigenwillig, doch stets sehr optimistisch.

Dass Good Bye Lenin in jeder Phase absolut glaubwürdig bleibt, liegt auch an den Leistungen der Schauspieler. Wie etwa Florian Lukas in der Rolle des Jungfilmers Denis einen DDR-Nachrichtensprecher nachahmt, zeugt von hohem komödiantischem Talent.

Mit den gefakten Nachrichten macht Alex seiner Mutter auch noch die verrücktesten Ungereimtheiten im Sinne einer idealen DDR plausibel.

Der eigenwillige Umgang mit der Wahrheit ist die zentrale Metapher der Handlung. Für einen Außenstehenden ist es schwer zu beurteilen, aber vielleicht war diese Interpretation von Realität für die breite Masse ebenso wie für die Genossen ganz oben die einzige Chance, nicht an unlösbaren inneren Konflikten zu zerbrechen.

Alex schreibt für seine Mutter praktisch die Geschichte der DDR um bis ins Absurde. Und sie glaubt ihm, weil sie glauben will.

Vielleicht zeigt Good Bye Lenin gerade wegen seines lockeren Umgangs mit der DDR-Realität tiefere Wahrheiten als so manche wissenschaftliche Abhandlung dies könnte.

Eine unterhaltsame Komödie mit viel Witz und viel Gefühl ist Good Bye Lenin auf jeden Fall.