Whisky

Jacobo (Andrés Pazos) lebt ausschließlich für seine kleine Strickwarenfabrik. Daneben kümmerte er sich noch um seine kranke Mutter. Seit ihrem Tod wohnt er wieder allein. Sein Bruder Herman (Jorge Bolani) ist in der gleichen Branche tätig, lebt jedoch mit Frau und Töchtern im Ausland.

Nach Jahrzehnten in der Fremde sagt sich Herman zu einem Besuch an. Jacobo bittet Marta (Mirella Pascual), eine Angestellte aus der Fabrik, während der Anwesenheit des Bruders seine Frau zu spielen.

„Whisky“ erklärt Jacobos und Martas Motive vorerst nicht. Bei Jacobos tristem Einsiedlerdasein ist es einigermaßen nachvollziehbar, warum er Herman ein glücklicheres Leben vorspiegeln will. Aber warum sagt Marta so selbstverständlich ja zum Vorschlag ihres Chefs?

Man muss sich einfach auf diesen eigenwilligen Film einlassen, dann eröffnen sich nach und nach die Hintergründe. Das sich Einlassen fällt gerade zu Beginn des Films nicht immer ganz leicht. Die Regisseure Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll besitzen einen genauen Blick für Details, die eine Situation ausmachen. Wenn sie in der Exposition die Routine in Jacobos Dasein zeigen, dann kann sich diese Trostlosigkeit schon auf den Zuschauer übertragen.

Doch die Investition an Aufmerksamkeit lohnt sich. Mit originellen Wendungen und Handlungsmustern deckt „Whisky“ die Gefühle hinter der reservierten Oberfläche von Jacobo und Marta auf. Das Skurrile der Situationen und Charaktere und auch die filmischen Stilmittel erinnern an Aki Kaurismäki. Wem Kaurismäkis Filme gefallen, der wird auch „Whisky“ lieben.

Darüber hinaus wartet der Film mit einem extrem starken Ende auf. Die Schlusspointe bringt noch einmal die ganzen Schwächen, aber auch die unerschütterliche Stärke des introvertierten Jacobo auf den Punkt.