Yusuf (Emin Toprak) ist nach Istanbul gekommen, um hier Arbeit zu suchen. Er wohnt als Gast bei Mahmut (Muzaffer Özdemir), der vor Jahren ebenfalls aus Yusufs Dorf in die Hauptstadt gezogen ist.
Die Arbeitssuche gestaltet sich für Yusuf schwieriger als erwartet. Der ursprünglich nur für die ersten Tage geplante Aufenthalt in Mahmuts Wohnung zieht sich auf unbestimmte Dauer in die Länge.
Der Einzelgänger Mahmut lässt Yusuf immer offener spüren, wie störend er dessen Besuch empfindet.
Nuri Bilge Ceylan bringt einen durch und durch nihilistischen Film auf die Leinwand. Das Leben ist sinnlos. Hoffnung existiert nicht.
Die traditionellen Werte sind in der Stadt bedeutungslos geworden. Mahmut lässt Yusuf bei sich wohnen. Aber die selbstverständliche Gastfreundschaft ihrer anatolischen Heimat ist für Mahmut nur mehr eine unausweichliche, lästige Verpflichtung.
Yusuf bekommt die Einsamkeit der großen Stadt voll zu spüren. Da gibt es zwar eine Nachbarin, die ihm gefällt. Yusuf schleicht ihr heimlich nach. Aber er traut sich nicht, sie anzusprechen.
Mahmut hat sich dem Leben in der Stadt angepasst – oberflächlich. Er hat scheinbar die Einsamkeit zur Überlebensstrategie gemacht. Er lebt seine Sexualität auf funktionaler Ebene ohne Beziehungstiefe mit einer Frau, die er auf der Straße nicht einmal grüßt.
Er pflegt auch sonst kaum Kontakte. Zwischen den spärlichen Aufträgen als Fotograf verbringt er seine Zeit vor dem Großbildfernseher.
Mahmuts Exfrau ist gerade im Begriff, mit ihrem neuen Mann nach Kanada auszuwandern. Bei diesem Abschied für immer bleibt zwischen ihr und Mahmut vieles unausgesprochen.
Mahmut beobachtet Sie aber heimlich im Flughafen bei ihrer Abreise. Die Szene erinnert stark an Yusufs Verhalten gegenüber der Nachbarin.
Nuri Bilge Ceylan liefert nur Bilder, keine Erklärungen. Doch offensichtlich zieht sich Mahmut in seinem Überlebenskampf mit dem täglichen Chaos auf die wirklich kontrollierbaren Elemente zurück. Wenn der Teppich seiner Wohnung von Yusuf verschmutzt wurde, dann zeigt Mahmut Engagement. In die Jagd einer Maus, die sich wie Yusuf ungebeten in seiner Wohnung eingenistet hat, steckt er auch viel Energie.
Wenn er aber auf einer Reise das perfekte Motiv entdeckt, entschließt er sich letztlich dafür, doch nicht extra aus dem Auto auszusteigen. Obwohl er mit seiner aktuellen fotografischen Arbeit – er macht hauptsächlich Produktfotos für eine Fliesenfirma – ganz und gar nicht zufrieden ist.
Als Tourismusfilm eignet sich „Uzak“ nur bedingt. Istanbul zeigt sich in Schnee und Matsch. Der Himmel ist stets grau. Scheinwerfer werden nur sehr sparsam eingesetzt. Entsprechend trist bleibt die Bildstimmung. Im Nachspann wird zwar ein Werk von Mozart als Filmmusik angeführt. Aber auf der akustischen Ebene bleibt nur der Straßenlärm in Erinnerung.
Ein eigenwilliger Film über nicht minder eigenwillige Überlebens-Strategien in einer im Umbruch befindlichen Gesellschaft.