Unterwegs nach Cold Mountain

Die Pfarrerstochter Ada (Nicole Kidman) zieht mit ihrem Vater (Donald Sutherland) von der Stadt in die kleine Gemeinde Cold Mountain. Ada verliebt sich in Inman (Jude Law). Doch den beiden bleibt keine Zeit für ihre Liebe. Kurz nach dem ersten Kuss bricht der Bürgerkrieg aus und Inman zieht mit der Südstaatenarmee ins Feld.

Nach drei Jahren Soldatenleben hat Inman genug von den Gräuel und der Sinnlosigkeit des Krieges. Er desertiert und macht sich auf den Heimweg nach Cold Mountain.

Daheim hat es Ada auch nicht leicht. Nach dem Tod ihres Vaters kann die gar nicht praktisch veranlagte Ada die Zeiten der Not nur mit Hilfe der bodenständigen Ruby (Renée Zellweger) überstehen.

Männer, die nicht zur Armee eingerückt sind, terrorisieren die Zivilbevölkerung. Als Bürgerwehr veranstalten sie eine Hetzjagd auf „Verräter“ wie Inman und deren Angehörige.

„Cold Mountain“ erzählt eine romantische Liebesgeschichte und ist zugleich ein überzeugender Antikriegsfilm.

Filme gegen den Krieg stehen vor einem grundlegenden Dilemma: Der Krieg soll an den Pranger gestellt werden. Doch sobald das Grauen des Krieges in Bildern eingefangen wird, erfährt es eine Ästhetisierung, die die Intention konterkariert – das Böse wird auch schön.

Anthony Minghella tappt nicht in diese Falle. Er zeigt auch grausame Schlachten. Doch im Mittelpunkt seiner Darstellung des Krieges steht nicht die physische Gewalt.

„Cold Mountain“ beeindruckt vor allem mit der Schilderung der inneren Wunden bei den Menschen und der Folgen des Krieges auf ein zivilisiertes Zusammenleben. Werte und soziale Regeln gehen verloren. Das Chaos ersetzt jede Ordnung. Der Krieg bringt die dunkelsten Seiten der Menschen zu Tage.

Der Bürgerkrieg forderte unter der amerikanischen Bevölkerung mehr Opfer als der Erste und der Zweite Weltkrieg zusammen. So ein Trauma konnte mit der Kapitulation der Konföderierten unter General Lee nicht von einem Tag auf den anderen abgeschlossen werden.

Doch die Gesetze des Mediums verlangen, dass mit der letzten Abblende keine Fragen offen bleiben. Nach zweieinhalb Stunden Film ist in Cold Mountain wieder umfassende Versöhnung eingekehrt.

Hier stößt eine realistische Aufarbeitung dieser dunklen Epoche an ihre medialen Grenzen. Dafür verlässt man den Kinosaal aber in einer optimistischen Grundstimmung voll Vertrauen auf das Gute im Menschen.