Eines Tages steht Maggies Vater, Samuel Jones (Tommy Lee Jones) vor der Tür. Vor 20 Jahren hatte er die Familie von einem Tag auf den anderen verlassen, um fortan bei den Apachen zu leben. Heute will Maggie von ihrem Vater nichts mehr wissen und schickt ihn wieder weg.
Doch dann wird Maggies ältere Tochter (Evan Rachel Wood) von Indianern entführt. Samuel ist die einzige Hilfe, die Maggie bekommen kann.
So beginnen Samuel, Maggie und ihre jüngere Tochter (Jenna Boyd) eine aberwitzige Verfolgungsjagd. Die indianischen Kidnapper, eine Bande von Mädchenhändlern und Mördern unter der Führung eines psychopathischen Hexers (Eric Schweig) sind wahrlich keine leichten Gegner für einen alten Mann, eine Frau und ein Kind.
Es gibt keinen besseren Gradmesser für die Befindlichkeit der US-Gesellschaft. Das hochsensible gewinnorientierte Kapital der US-Filmindustrie hat die Wünsche der Politik und die Sorgen und Träume der Menschen stets zuverlässig bedient.
Nach den Ereignissen des 11. September reiten sie wieder, die Männer mit den breitkrempigen Hüten und den locker sitzenden Colts. Der Western hat wieder Hochsaison.
Der Kriegsfilm ist nicht das optimale Genre, wenn viele amerikanische Familien im wirklichen Leben um ihre Söhne bangen. Der Rückbezug auf das amerikanische Heimatfilmformat Western erlaubt da schon viel diffizilere Angsttherapien.
Eric Schweig gibt als Anführer der Indianerbande einen erschreckend irrationalen Bösewicht ab. Wir, die zivilisierten Guten können seine tieferen Motive nicht wirklich verstehen. Wir sehen nur, wie er mit zerstörerischer Brutalität in das Leben unschuldiger Menschen eingreift.
Trotzdem müssen wir uns vor diesem Terroristen in Indianerkleidung nicht wirklich fürchten. Wir wissen ja, dass der „Indianer“ nur ein Filmklischee ist. Die realen Ureinwohner mussten sich – im Gegensatz zu den heutigen Terroristen – ja schon vor Jahrhunderten der Pax Americana beugen.
Als Beispiel stiftet die einst gelungene Domestizierung dieser „Wilden“ vor der eigenen Haustüre Hoffnung auf einen künftigen Erfolg von George Bushs Kampf gegen die neue, weniger greifbare Achse des Bösen.
Und eine zielführende Methode für den Kampf gegen das Böse bietet der Film auch an: Wenn nur die Familie zusammenhält, dann werden auch übermächtige Gegner bezwungen.
Hinter dieser spekulativen Interpretation ist „The Missing“ ein Film voll Suspense. Die Verfolgung und der Kampf mit den Indianern verlaufen spannend bis zur letzten Minute. Und die Naturkulisse des weiten Landes mit den bizarren Felsen und tiefen Cañons schlägt alle Großstadtszenarien.