Bernie (William H. Macy) zieht das Unglück magisch an. Er hat Pech in der Liebe und Pech im Spiel. Fortuna lässt den Pechvogel in allen Lebensbereichen im Stich. Ausgerechnet im Spielkasino arbeitet Bernie nun schon seit Jahren seine Spielschulden ab. Kasinoboss Shelly (Alec Baldwin) nutzt Bernies Glücks-Resistenz für seine Zwecke.
Bernie kommt immer dann zum Einsatz, wenn Kasinobesucher eine unerwünschte Glückssträhne haben. Der „Cooler“ Bernie braucht nur in ihre Nähe zu kommen und schon werden heiße Sieger zu Verlierern. Bernies Pech wirkt ansteckend.
In wenigen Tagen wird Bernie seine Spielschulden abbezahlt haben und das verhasste Las Vegas verlassen. Doch dann verliebt er sich in die Kellnerin Natalie (Maria Bello).
Von einem Tag auf den anderen wird aus dem verlässlichen Unglücksbringer ein regelrechter Talisman für die Spieler. Shelly ist über die Verluste gar nicht erfreut.
Der Mythos Las Vegas wurde schon in vielen Filmen thematisiert. Und manches, was der Film zeigt, war schon wo anders zu sehen: die gebrochenen Einzelschicksale hinter der neonbeleuchteten Fassade; die Ablöse der alten Gangster durch die Manager der New Economy…
Doch die Spielermetropole bildet nur das unvermeidliche Setting. Der Fokus in Wayne Kramers Film liegt eindeutig auf dem Spiel und auf den Spielern. Alles dreht sich darum, wie Spieler die Realität wahrnehmen.
Das Spiel ist ein System mit klar festgelegten Regeln und Konsequenzen. Im Vergleich zur Komplexität des Lebens sind die Gesetze und Folgen des Spiels viel überschaubarer – und damit vermeintlich besser kontrollierbar.
Die enge Welt der Spieler ermöglicht die Außensicht durch die Nicht-Spieler. So wird an dieser Subkultur deutlich, dass der naturwissenschaftlich begründete Mythos, wir seien ausschließlich rationale Wesen, nur ein Irrglaube ist.
Bei der mathematischen Wahrscheinlichkeit versagen die Versuche der Beeinflussung. Darum fügt der Spieler dem System scheinbare Ursachen und Wirkungen hinzu, die eine Kontrolle der Situation ermöglichen sollen. Der Fachausdruck für solche Elemente lautet Aberglaube.
Das Faszinierende am Ansatz der Drehbuchautoren Frank Hannah und Wayne Kramer liegt darin, dass sie den Aberglauben der Spieler nicht nur von außen beobachten.
Sie erheben die Weltsicht des Spielers zur Filmsprache. Wer glaubt schon ernsthaft, dass nur ein Cooler auftauchen muss, um die Gesetze der Wahrscheinlichkeit außer Kraft zu setzen?
Ein Spieler glaubt es und alle anderen auch. Der Cooler, der brutale Kasinoboss und die, ach so rationalen Manager – alle werden irrationaler Verhaltensweisen überführt. Dass dies auf Basis einer fiktiven Figur eines Coolers so überzeugend funktioniert, zeigt wie irrational wir alle gestrickt sind.
Wer einen tiefen Blick in die Seele von Spielern werfen und nicht warten will, bis Dostojewskis Kurzroman „Der Spieler“ (1866) als DVD rauskommt, der findet in „The Cooler“ eine hervorragende Alternative.