Die britische Krimiautorin Sarah Morton (Charlotte Rampling) begibt sich zwecks Bewältigung einer Schreibkrise ins französische Landhaus ihres Verlegers.
Unerwartet taucht Julie (Ludivine Sagnier), die Tochter des Hausherrn auf und stört die geplante, schöpferische Ruhe.
Die anfängliche Animosität zwischen der freizügigen Julie und der auf ihre Arbeit konzentrierten Sarah verliert ihre Bedeutung, nachdem ein Mord geschieht. Die beiden ungleichen Frauen verbünden sich miteinander, um die Spuren des Verbrechens zu beseitigen.
Soweit die „hard facts“ der Story. Doch der Film lebt nicht von der Kriminalgeschichte allein. Und die Fakten sind nicht so sicher, wie sie scheinen. Im Subtext erzählt François Ozon eine ganz andere Geschichte. Der Film beginnt mit der formatfüllenden Einstellung einer Wasseroberfläche – übertitelt mit „Swimming Pool“.
Der folgende Schwenk nach oben entlarvt diese visuelle Behauptung als Lüge: Wir befinden uns an der Themse in London. Am eigentlichen Schauplatz, im Haus des Verlegers fängt die Kamera immer wieder ein zentrales Motiv ein: Den Spiegel im Spiegel.
In der Schlusssequenz löst der Autor und Regisseur Ozon dieses Versprechen der Täuschung ein und wandelt den Krimi mit wenigen Einstellungen in ein elegantes Vexierspiel um.
Von der Intention her erinnert der Film stark an Antonionis „Blowup“ (1966; D: Vanessa Redgrave, David Hemmings). Michelangelo Antonioni stellte die Frage nach der Wahrheit dem Zeitalter entsprechend: „Zeigt die Maschine Kamera die Wahrheit?“ Dem Zeitalter der Automation angemessen wäre heute die Frage nach dem Wahrheitsgehalt der automatisierten Informations- und Unterhaltungsproduktion.
Ozon arbeitet statt dessen die ewige Frage an den Autor eines Romans auf: „Was an der Geschichte ist Fiktion, was ist Realität?“
Dass Ozon den menschlichen Schöpfungsprozess selbst auf den Prüfstand stellt, kann ihm nicht zum Vorwurf gereichen. „Swimming Pool“ definiert sich ja nicht als Fortsetzung zu „Blowup“. Oder greift Ozon einer nicht mehr fernen Zukunft vor, in der künstliche Intelligenz zum Maßstab der menschlichen Kreativität wird?
„Swimming Pool“ verlangt mehr als andere Filme die Interpretation des Zuschauers: Je nach Sichtweise ist es ein Film über einen simplen Mordfall, der mit einer aufgesetzten dramaturgischen Klammer nur die Zuschauer verwirrt oder ein cleveres Spiel mit Realität und Fiktion. Interpretieren Sie selbst!