Super Size Me

Morgan Spurlock ernährt sich ein Monat lang ausschließlich mit Speisen und Getränken von McDonald’s. 100 Filmminuten über Essen bei McDonald’s, gemischt mit Arztbesuchen und Interviews können sich schon etwas in die Länge ziehen.

Eine kurze Powerpoint-Präsentation zum Film-Thema Übergewicht mit Morgan Spurlock als Vortragendem hätte sicher den gleichen Unterhaltungswert. Denn einen guten Schmäh hat Morgan Spurlock.

Spurlock hat nun einmal die Super-Size-Version eines ausgewachsenen Dokumentarfilms gewählt. Der Erfolg gibt ihm recht. Doch diese publikumswirksame Aufmachung demaskiert auch fundamentale Schwächen des Films.

Andererseits macht gerade die Reflexion übergeordneter Kritikpunkte „Super Size Me“ zum würdigen Filmtipp. Der Film ist ist keine Dokumentation, sondern vielmehr eine „Argumentation“. Spurlock springt damit auf jenen Zug auf, den Michael Moore ins Rollen gebracht hat.

Dabei stehen beide in der Tradition eines Günter Walraff. Als Wallraff 1974 in die Rolle eines Gastarbeiters schlüpfte, wusste auch jeder seiner Leser von vornherein, wie das Ergebnis seiner Recherche ausfallen würde.

Niemand, der eine Vorstellung von „Super Size Me“ besucht, wird davon überrascht sein, dass zu viel Fett und Zucker zu Übergewicht führen. Für jemanden, der auch nur über eine minimal entwickelte Weltsicht verfügt, besitzt der Film ungefähr den gleichen Newswert wie die Aussage, „Wasser macht nass“. Trotzdem laufen wir ins Kino?!

Wallraff redete sich beim Verkauf seiner Rollenspiele als journalistische Meisterleistung noch mit Ausreden wie „als Journalist wäre es nicht möglich gewesen“, heraus. Spurlock setzt in punkto Unverschämtheit noch eins drauf.

Er verzichtet total auf investigative Indoor-Aufnahmen. Statt dessen setzt er bei seinem Experiment absolut überdimensionierte Mengen an, die auch bei Obst oder Vollkornbrot zu gesundheitlichen Schäden führen müssen.

Fühlen wir uns einfach wohl, wenn wir in den Feindbildern bestätigt werden? In diesem Fall ist tatsächlich McDonald’s das Opfer und unser Vorurteil der Täter. Wie einfach sind wir wirklich gestrickt? Wer unvoreingenommen in den Film geht, wird neben der persönlichen Bestätigung auch eine Super-Size-Portion Irritation mitnehmen.