April Burns (Katie Holmes) ist das schwarze Schaf der Familie. Sie lebt in New York, weit weg von ihren Eltern und Geschwistern. Vor allem das Verhältnis zu ihrer Mutter Joy (Patricia Clarkson) ist denkbar schlecht. Trotzdem hat sie ihre Familie zum Thanksgiving-Essen eingeladen.
Während der Autofahrt nach New York motiviert sich Aprils Familie gegenseitig für das erste Zusammentreffen nach langer Zeit: „Es wird schon keine Katastrophe werden.“
Die Grundstimmung ist von Mutlosigkeit gezeichnet. Joy kann die schlechten Erinnerungen an ihre Tochter einfach nicht überwinden. Immer wieder landen die Gespräche bei den zahllosen Fehlern, die April im Verlauf ihres jungen Lebens schon gemacht hat.
Als April zur gleichen Zeit mit ähnlich gemischten Gefühlen und null Kocherfahrung den Truthahn in den Backofen schiebt, bemerkt sie, dass der Ofen gar nicht funktioniert.
Sterbende Väter („Invasion der Barbaren“) und ihre schwierigen Beziehungen zu den Söhnen („Big Fish“) gab es in letzter Zeit gehäuft im Kino zu sehen. „Pieces of April“ ergänzt diese thematische Reihe um einen Mutter-Tochter-Konflikt.
Aber nicht die Wahl der weiblichen Variante hebt den Film aus der Masse der Beziehungsdramen hervor. Peter Hedges setzt eine ausgesprochen ungewöhnliche Dramaturgie ein, um den Konflikt zwischen den Protagonisten aufzuarbeiten.
Er belässt die Kontrahenten über den allergrößten Teil des Films hinweg voneinander getrennt.
Während sich April in ihrem heruntergekommenen New Yorker Mietshaus mit den Nachbarn herumschlägt, um eine Bratstelle für ihren Erntedankvogel zu finden, spielen die übrigen Mitglieder der Familie Burns auf der Fahrt zu April ihre internen Beziehungsmuster durch.
Man sollte meinen, Konfliktpartner, die nicht miteinander reden, könnten sich in der Beziehung zueinander nicht weiterentwickeln. Weit gefehlt, ganz im Sinne von Paul Watzlawick – man kann nicht nichtkommunizieren – legt Joy im Wechselspiel mit den äußeren Ereignissen und im Dialog mit Ehemann und Joys Geschwistern einen weiten inneren Weg zurück.
Gerade das unbefangene Verhalten ohne das Gegenüber zeigt, wie tief bei Mutter und Tochter der Schmerz sitzt. Und nur die lange Zeitspanne ohne direkte Konfrontation ermöglicht die Einsicht, dass sich Mutter und Tochter in ihrem Wesen erstaunlich gleichen.
Das Hinauszögern des Showdowns führt zur stilistischen Zweiteilung des Films. Peter Hedges verfolgt die Reise der Burns und Aprils kulinarischen Kampf mit dem Truthahn aus einer distanzierten Perspektive ohne gezielte emotionale Inszenierung.
Der ganze Film dient nur der Vorbereitung des gefühlsbetonten Schlusses. Der fällt dafür als eigenes, kleines Kurzmelodram umso fulminanter aus.