Der durchschnittliche Geschäftsmann Dae-su Oh (Min-sik Choi) wird entführt. Ein Ein-Zimmer-Apartment ohne Fenster wird Dae-sus Gefängnis. Er erfährt weder, wer ihn entführte noch warum. Ob und wann er jemals wieder freikommt, bleibt für ihn ebenso unklar. In dieser absoluten Ungewissheit verbringt er ohne jeden menschlichen Kontakt die nächsten 15 Jahre in dem Zimmer ohne Fenster.
Als er so unvermittelt, wie er der Freiheit beraubt wurde, wieder in diese entlassen wird, stellt ihm sein Entführer die Aufgabe, den Grund für die Tortur herauszufinden. Doch Dae-su Oh kennt nur ein Ziel: Er will Rache.
Eine wahrhaft außergewöhnliche Geschichte! So simpel ist der Auslöser und die Folgen werfen so abgrundtiefe Schatten. Mit seiner verhängnisvollen Verknüpfung der Ereignisse reiht sich „Oldboy“ zumindest gleichwertig in die Liga der ganz großen, klassischen Tragödienplots ein.
Die Drehbuchautoren erzielen diesen überwältigenden Eindruck nicht allein mit der unglaublichen Ausgangslage von 15 Jahren Isolation. Dae-su Oh und sein Gegenspieler Woo-Jin Lee (Ji-tae Yoo) agieren entsprechend radikal: Bedingungslos in der Liebe, konsequent in ihrer Rache und absolut hemmungslos in der Ausübung von Gewalt.
Ob das mit der Gewalt in jedem einzelnen Fall seinen Niederschlag in einer tabulosen Darstellung bis ins letzte Detail findet, kann hierorts nicht mit absoluter Gewissheit behauptet werden. Selbst der abgebrühteste Freund ausgiebiger Blutopern gönnt sich nach der dritten, vierten Bestätigung dieser extrem realistischen Gewaltdarstellung die eine oder andere Zehntelsekunde geschlossene Augen.
Dabei bleibt der Film keineswegs an dieser Oberfläche der Gewalt hängen. Die Genrebezeichnung Thriller wird dem Film nicht umfassend gerecht. Nichts ist so, wie es scheint. Hinter jeder platten Gewaltreaktion steckt eine Kette unglücklicher Verknüpfungen und selbst die beinah schon überkomplizierte Auflösung birgt mehrere psychologische Interpretationsvarianten.
Unter den Kommentaren der imdb-User findet sich ein Hinweis, dass die Geschichte angeblich stark an eine Novelle von Steven Fry erinnert. Sei’s drum. Der Plot gefällt jedenfalls derart gut, dass bereits für das Jahr 2006 ein Remake aus Hollywood angesagt ist.
Man darf gespannt sein, ob und wie eine gefälligere Umsetzung dem schweren Stoff gerecht werden kann. Bis dahin kann man sich der Hardcore—Version aussetzen.
Und „Oldboy“ ist wirklich schwer verdaubar. Deftige Kost lässt sich wohl kaum ohne Aromaverlust in eine Light-Version verpacken. Diesen Film muss man gesehen haben.