Muxmäuschenstill

Die Dinge laufen nicht so, wie Mux (Jan Henrik Stahlberg) sich das vorstellt. Viele brechen die Gesetze, dehnen moralische Grundsätze und schummeln sich so durch.

Der Idealist Mux will diese Welt verbessern. Er hat sich der Aufgabe verschrieben, den Schwarzfahrern, Ladendieben und Verkehrssündern wieder verantwortungsbewusstes Handeln beizubringen. Mit einer Pistole im Schulterhalfter spürt er die Missetäter auf, kassiert von ihnen Strafgeld und verhängt über sie pädagogische Maßnahmen.

Der Film kommt anfangs recht komödiantisch daher. Doch bald schleicht sich ein leichtes Unbehagen ein. Jan Henrik Stahlberg und Marcus Mittermeier lassen unter dem Mäntelchen einer plakativen Satire sehr subtil auch die Zwischentöne des Themas Selbstjustiz anklingen.

Bisher kannte die Filmgeschichte nur zwei Archetypen: Der Mann, der Rot sieht und das Recht selbst in die Hand nimmt. Er zählt zu den Guten, weil er von den Instanzen der Justiz im Stich gelassen wird. Und die bösen Jungs rotten sich im Film zum Lynchmob zusammen und wollen vermeintliche Viehdiebe aufknüpfen.

In „Muxmäuschenstill“ stehen sich keine deklarierten Guten und Bösen gegenüber, sondern zwei Handlungsansätze. Auf der einen Seite steht eine zunehmend entsolidarisierte Gesellschaft. Im Schutz der Masse zeigen auch Durchschnittsbürger extreme Rücksichtslosigkeit und einen Egoismus am Rande der Legalität.

Auf der anderen Seite steht der Einzelgänger Mux, dem das große Gemeinsame am Herzen liegt. Er zerrt die Übeltäter aus der schützenden Anonymität und demütigt sie.

In dieser „Diktatur der guten Absichten“ steckt schon im Ansatz der Kern des Scheiterns. Mux nimmt eigenes Unrecht in Kauf, um das Unrecht anderer zu bekämpfen.

Licht und Schatten verschwimmen. Der Film begibt sich auf der Reise durch die Grauzonen von richtig und falsch in viele interessante Seitenstraßen: Denunziantentum, Zivilcourage oder die eine oder andere pädagogische Methode nimmt die schwarze Satire auch ins Visier.

„Muxmäuschenstill“ arbeitet oft am Rande des guten Geschmacks aber nie mit dem erhobenem Zeigefinger eines Oberlehrers. Der Film regt zum Nachdenken an, schreibt aber nicht vor, wohin die Gedanken führen sollen.