Mambo italiano

Angelo (Luke Kirby) hat es nicht leicht. Schon in der Schule war er immer der Prügelknabe. Mit Ende zwanzig gestaltet sich für ihn selbst so eine einfache Sache wie der Umzug in die erste eigene Wohnung zum riesigen Problem. Als Sohn italienischer Einwanderer verlässt man das „Hotel Mama“ eben nur verheiratet oder tot.

Dabei ist der Auszug aus dem Elternhaus noch nicht das Schlimmste. Angelos Mitteilung, dass er homosexuell ist, empfinden die Eltern als Katastrophe und Schande. Auch Angelos Freund Nino (Peter Miller) hat wenig Freude mit diesem Outing.

Mit einem scharfen Blick für komödiantische Details entlarvt Émile Gaudreault traditionelle Verhaltensmuster. Italiener, Homosexuelle, Mütter – bei keiner Gruppe entgehen ihm die humoristischen Komponenten.

Wie es sich für eine gute Komödie gehört, arbeitet der Regisseur mit vertrauten Klischees und manchmal hart an der Grenze zur Übertreibung. Dazu kommen originelle Regieeinfälle sowie wirklich lustige Dialoge und Situationen.

Dass der Film trotzdem nicht restlos überzeugen kann, liegt an der mangelhaften Dramaturgie. Für die Hauptfigur wird kein klares Ziel definiert. Da fällt es schwer, mit ihr zu leiden, zu lachen oder zu hoffen.

Der Rückblick in Angelos Kindheit bleibt ohne zwingenden Zusammenhang mit den folgenden Ereignissen. Dann steht das Problem mit den Eltern an. Das findet seine Lösung. Danach kommt die Beziehungskrise usw.

Wenn die Figur des Angelo so durch die Ereignisse stolpert, ertappt man sich gelegentlich bei der Frage: „Was will er jetzt eigentlich noch, das Problem ist ja nun gelöst?“ Dann kommt aber schon die nächste lustige und spannende Herausforderung für den Helden, so dass sich der Besuch des Films letztlich auszahlt.