Kleine Geschichten

Don Justo (Antonio Benedictis) sitzt vor seinem Laden und beobachtet die vorüberfahrenden Autos. Seit der Sohn das Geschäft übernommen hat, bleibt für den 80Jährigen nicht mehr viel zu tun.

Ein Durchreisender erzählt ihm, dass er Don Justos Hund in San Julian, einer hunderte Kilometer entfernten Stadt gesehen hat. Es ist schon drei Jahre her, dass der Hund weggelaufen ist. Trotzdem entflieht Don Justo bei Nacht und Nebel der bevormundenden Liebe seines Sohnes und macht sich zu Fuß auf den Weg, um den Hund zu suchen.

Maria Flores (Javiera Bravo) gewinnt einen Auftritt in einem Fernsehquiz in San Julian. Und der Handelsreisende Roberto (Javier Lombardo) reist in diese Stadt, um eine Frau zu besuchen, die er verehrt.

Drei Menschen, drei Geschichten und eine Reiseroute – Carlos Sorin macht daraus ein kleines, feines Roadmovie.

Don Justo kennt nach 50 Jahren in dem Laden neben der Straße viele Leute. Er kommt während des Films auch einmal ins Gespräch mit dem Vertreter Roberto. Sonst sind die einzelnen Handlungsstränge kaum miteinander verwoben. Die drei Personen treffen sich eher zufällig in dem einen oder anderen Filmkader.

Dennoch nimmt man den Film stets als zusammengehörige Einheit wahr. Das liegt sicher nicht an Sorins Totalverzicht auf feinnervige Verknüpfungen getrennter Handlungen à la Robert Altman.

Die drei Geschichten des Roadmovies strahlen eine solche Nähe zur Lebenswelt rund um die einsame Straße durch Patagonien aus, dass sie trotz ihrer Allgemeingültigkeit eigentlich nur hier erzählt werden können.

Einen großen Teil dieser regionalen Authentizität verdankt der Film den Schauspielern. Bis auf zwei Profis kommen nur Laienschauspieler zum Einsatz.

„Historias mínimas“ kommt recht unspektakulärer daher. Doch die menschlichen Feinheiten der Geschichte machen den Film in spanischer Originalfassung auch für uns synchronisationsgewohnte Zuschauer zum Erlebnis.