Kitchen Stories

Ein schwedisches Küchenforschungsinstitut führt in ganz Skandinavien eine Reihe von Feldstudien durch. Mit Hilfe der Untersuchungsergebnisse konnte bereits für die Zielgruppe der Hausfrauen eine moderne, rationelle Küche entwickelt werden.

Nun sollen alleinstehende Männer erforscht werden. 18 Beobachter werden in das kleine norwegische Dorf Landstad geschickt, um an Freiwilligen deren Küchenroutine zu studieren.

Beobachter Folke (Tomas Norström) bekommt den kauzigen Junggesellen Isak (Joachim Calmeyer) zugeteilt. Damit die Untersuchung auch wirklich objektiv bleibt, darf der Beobachter keinen persönlichen Kontakt zum Untersuchungsobjekt aufnehmen oder anders in das Geschehen eingreifen.

Der Film spielt in den 50er Jahren. Heute mutet die damals angewandte Methode skurril an. Denn selbstverständlich beeinflusst der stumme Beobachter, der da von seinem „Hochsitz“ in der Ecke auf Isak herabsieht, dessen Verhalten.

Damals schienen Naturwissenschaft und Technik noch unfehlbar und allmächtig. Einstein war mit seiner Relativitätstheorie in Dimensionen jenseits unserer Vorstellungsmöglichkeiten vorgedrungen. Und selbst die Atombombe war im Grunde ein weiterer Meilenstein in der Erfolgsgeschichte der Naturwissenschaften. Das Image der Wissenschaft war noch nicht durch Kollateralschäden wie saurer Regen, Treibhauseffekt oder Tschernobyl angekränkelt.

Wenn man damit den Atomkern knacken konnte, warum also sollte die heilbringende wissenschaftliche Methode nicht auch bei der Erforschung des menschlichen Verhaltens ähnliche Erfolge bringen?

„Kitchen Stories“ spielt ein reizvolles Spiel mit den Grenzen des Beobachtbaren. Folke, der professionelle Beobachter und Isak beobachten sich gegenseitig, bringen dabei aber fast nichts in Erfahrung. Erst das Gespräch bringt sie einander näher.

Folkes Chef Malmberg (Reine Brynolfsson) bringen persönliche Kontakte bei seinen gelegentlichen Kontrollbesuchen hingegen gar nichts. Ihm verraten erst leblose Objekte die Wahrheit. Diese Spuren stattgefundener Ereignisse stellen die aussagekräftigsten Bilder des Films.

Der Film geht mit Dialogen extrem sparsam um. Das ist bei der Ausgangssituation „Beobachter, der mit seinem Probanden nicht reden darf“ nicht weiter verwunderlich. Trotzdem ist diese spröde Erzählweise gewöhnungsbedürftig.

„Kitchen Stories“ ist ein Film der leisen Töne. Selbst der alte Bühnensatz „ein Gewehr, das im ersten Akt an der Wand hängt, muss im dritten Akt abgefeuert werden,“ erfährt hier eine ganz neue, spartanische Interpretation.