Das Porträt einer amerikanischen Fernsehlegende: Chuck Barris entwickelte und moderierte in den Sechziger und Siebziger Jahren erfolgreich neue TV-Showformate. Laut Autobiographie war er nebenbei auch als Auftragsmörder für die CIA tätig. Ein filmisches Psychogramm mit True-Story-Touch.
George Clooney hat sich hochgearbeitet: Vom TV-Schönling zum Hollywood-Schönling und nun zum Hollywood-Regisseur. Und er zeigt bei seinem Regieerstling viel Mut – bei der Wahl des Stoffes und bei der Besetzung der Hauptrolle.
Die Seelenlandschaft eines TV-Moderators eignet sich eben nur bedingt als Motiv für die Filmkamera. Die Besetzung der Hauptrolle mit dem Nicht-Superstar Sam Rockwell erkaufte sich Clooney bei den Studiobossen mit Kurzauftritten seiner Starfreunde Prad Pitt und Mat Damon.
Obwohl die ungeschriebenen Blockbuster-Gesetze der Filmmetropole bei kommerziellen Flops selten zweite Chancen zulassen, setzte Clooney bei seinem Regiedebüt auf dieses gar nicht mainstreamige Thema und die unkonventionelle Besetzung der Hauptrolle.
Mit Charlie Kaumann, dem Autor von „Beeing John Malkovich” und Darstellern wie Drew Barrymore, Julia Roberts, Rutger Hauer oder Clooney selbst bewegt sich der Film auf bewährtem Terrain.
Der Film erzählt keine Geschichte, sondern ein Leben. Und er macht das verdammt gut. Das ist die große Stärke des Films und gleichzeitig seine Schwäche.
Die Macher verstehen es, mit originellen Bildern das Innenleben Chuck Barris hervorragend zu vermitteln. Dabei wären gar keine erklärenden Ausflüge in die Seele des Helden notwendig, um Barris außergewöhnlichen Lebensweg an die Spitze des TV-Business und in die Killerbrigade der CIA zu verstehen.
Der Zuschauer erlebt mit den Augen des Helden das Auf und Ab in der teilweise recht skurrilen Fernseh-Show-Welt jener Tage. Gleich einer griechischen Tragödie lenken die Zufälligkeiten des Lebens den Protagonisten scheinbar unausweichlich an das vorbestimmte Ziel. So glaubwürdig, dass sich die Frage nach Gut und Böse gar nicht stellt.
In gewissem Sinne wurde das Team hinter dem Film das Opfer dieser perfekt glaubwürdigen Erzählkunst. Wenn der Film das außergewöhnliche Leben des Cuck Barris genau so beliebig und zufällig darstellt wie unser eigenes, durchschnittliches Leben, dann kann man sich genauso gut über die eigene Schulter schauen statt auf die Leinwand.
Was den Film so stark macht, ist sein Verzicht auf einen konstruierten, unwahrscheinlichen Mainstream-Plot. Was dem Film, wie vielen anderen True-Storys fehlt, ist genau diese klassische Dramaturgie. Das echte Leben verlauft sogar bei einer schillernden Gestalt wie Chuck Barris nicht so dramatisch wie ein gut durchdachter Spannungsbogen nach den Regeln der Erzählkunst.
Wer sich mit der Frage nach der Planbarkeit des eigenen Lebens auseinandersetzen will, dem bietet Clooneys humorvoll inszenierter Film eine unterhaltsame Meditationsgrundlage.