Zwei Jugendliche unterbrechen den Alltag einer Highschool mit einer entsetzlichen Gewalttat. Sie erschießen zahlreiche Mitschüler und Lehrer.
Gus van Sant hinterlässt mit seiner Verfilmung des Highschool-Massakers von Columbine mehr Fragen als Antworten.
Der Film erklärt nichts, sondern er zeigt einfach in fiktiven Szenen, wie sich alles abgespielt haben könnte. Ganz ohne dramaturgische Aufbereitung verfolgt die Kamera aus unterschiedlichen Perspektiven die banalen Tagesabläufe der beteiligten Personen, bevor die Eskalation der Gewalt über die Schule hereinbricht.
Auch das Massaker selbst präsentiert van Sant ohne persönliche Stellungnahme. Diese distanzierte Beobachtung von Ereignissen macht „Elephant“ zu einem verstörenden Film mit dokumentarisch, realistischem Charakter.
Die zentrale Frage bleibt aber offen: Wie kann so etwas geschehen? Was geht in den Köpfen der zwei Jugendlichen vor, die geplant dutzende Menschen ermorden?
Gus van Sant liefert nur wenige Bilder, die als Bruchstücke einer Erklärung von Motiv und Denkmuster der Täter dienen könnten: Ein Nazifilm im Fernsehen; Waffen die von Kindern per Postversand bestellt werden können; Mobbing in der Schule und ein paar Szenen aus einem brutalen Computerspiel.
Dieser wertfreie Dokumentarstil sorgt dafür, dass „Elephant“ nicht so glatt reingeht und vergessen wird wie die wenig bedrohliche Instant-Gewalt im herkömmlichen Thriller.
Doch dieses Konzept hat auch seine Tücken. Hier bleibt das Töten ohne Konsequenzen. Was unterscheidet die Tat der Beiden noch von einem Computerspiel, wenn kein Gut und kein Böse den Bewertungsrahmen abstecken?
Wahrscheinlich lassen sich die Hintergründe einer Tat wie dem Highschool-Massaker von Columbine einfach nicht zufriedenstellend erklären. Aber mit dieser Resignation vor dem Unfassbaren macht einem der Film wirklich Angst.