Grace (Nicole Kidman) entkommt nur knapp einer Bande von Gangstern. In Dogville, einem abgelegenem Bergdorf findet sie Zuflucht.
Tom (Paul Bettany) unterstützt Grace von Anfang an. Um auch das Vertrauen der anderen Einwohner zu gewinnen, hilft Grace bei den täglichen Kleinigkeiten mit.
Aus dieser freiwilligen Gegenleistung wird bald ein regelrechter Tauschhandel: Grace erkauft sich mit ihrer Arbeit die Hilfe der Dorfbewohner.
Wie jede Ware unterliegt auch diese erkaufte Loyalität der Inflation. Mit jedem neuen Steckbrief, auf dem nach Grace gefahndet wird, erhöht sich der Preis, den sie zahlen muss. Bald schlittert Grace in eine Art Sklavendasein.
Zwischen den Kreidestrichen, die den Grundriss des Dorfs markieren, entwickelt Lars von Trier ein präzises Kammerspiel über die menschliche Natur.
Nicht nur die spartanische Ausstattung erinnert eher an ein Theaterstück als an einen Film. Auch der Stoff ist kein filmischer sondern ein theaterdramatischer.
Lars von Trier beleuchtet das Innenleben von Menschen: Macht korrumpiert. Krieg beginnt beim Einzelnen.
Was wie eine Ansammlung von Plattitüden klingt, erfüllen die Einwohner Dogvilles mit Leben. Selten zuvor wurde so glaubhaft dargestellt, welch große Auswirkungen kleine menschliche Schwächen haben können.
Mit knapp drei Stunden Filmlänge nimmt sich Lars von Trier die nötige Zeit, um alle Nuancen der Eskalation von der kleinen Charakterschwäche bis zur Katastrophe bruchfrei darzustellen.
Das Drama ereignet sich in einem Dorf in Amerika. Und für die Problematik von Beziehungen zwischen Starken und Schwachen bietet die Supermacht USA aktuell das beste Negativbeispiel auf nationaler Ebene.
Lars von Trier scheint es auch ein persönliches Anliegen zu sein, Amerika eins auszuwischen. Zu David Bowies „Young Americans“ bringt er am Ende des Films eine Diashow über das Elend in den USA während der Depression und über andere negative Sujets.
Doch mit diesem „Zeigefinger“ auf die USA nimmt Lars von Trier der Parabel etwas von ihrer allgemeinen Gültigkeit, die weit über nationale Grenzen hinausreicht.