Die Invasion der Barbaren

Rémy war sein Leben lang ein Genießer. Die Frauen, gutes Essen und Trinken zählten zu seinen Leidenschaften. Er liebt die schönen Seiten des Lebens. Gleichzeitig sieht der gelernte Historiker die Welt mit ausgeprägtem Zynismus. Den tiefen Widerspruch zwischen Lebensfreude und Pessimismus überbrückte Rémy stets mit Humor.

Nun steht seine Lebensphilosophie vor der letzten großen Bewährungsprobe. Rémy ist todkrank. Angesichts des nahenden Endes hält der intellektuelle Zyniker Rückschau auf sein Leben. Der Abschied fällt ihm nicht leicht.

Action gehört ins Kino, das Seelenleben ins Theater. Die sichtbare Handlung mit spektakulären Ereignissen hat auf der Leinwand ihren Platz, die inneren Konflikte finden im Dialog auf der Bühne den angemessenen Rahmen.

Nur ganz wenigen Filmen gelingt es, das Innenleben von Menschen und ihre Beziehungsebenen in der ganzen Tiefe zu vermitteln. Denys Arcand ist mit der „Invasion der Barbaren“ eine dieser seltenen Ausnahmen gelungen.

Der Film fesselt nicht mit unerwarteten Wendungen, die Dinge nehmen einfach ihren Lauf. Dennoch kommt keine Langeweile auf. Zu stimmig sind die Charaktere gezeichnet, so lebensnah die Dialoge, dass man sich dem Geschehen einfach nicht entziehen kann.

Dass hier so ein wahrhaftiges Stück Leben zu uns spricht, ist nicht allein dem Drehbuch und der Regiearbeit zu verdanken. Denys Arcand arbeitet mit den gleichen Schauspielern, die schon seinen „Untergang des amerikanischen Imperiums“ (1986) zum Kultfilm machten.

Alles was sich innerhalb Rémys Familie und zwischen ihm und seinen Freunden abspielt, erscheint unglaublich echt. Dabei verkriecht sich der Film keineswegs in rein zwischenmenschliche Dimensionen. Wie es sich für eine Ansammlung von Intellektuellen gehört, stehen die Figuren auch in Beziehung zur aktuellen politischen Situation.

Auch diese Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft erscheint in Denys Arcands Film nie aufgesetzt oder konstruiert.

Bei diesem Film stimmt einfach alles zusammen, so dass man gar nicht anders kann, als gewöhnliche Menschen und Ereignisse so gespannt zu verfolgen, als wären sie etwas ganz Besonderes und Außergewöhnliches.