Der Untergang

Berlin 1945. Die Rote Armee rückt auf Berlin vor. Hitler (Bruno Ganz) hat sich mit einigen Vertrauten im Bunker der Reichskanzlei verschanzt.

Die Kinder der Hitlerjugend bereiten sich in aberwitziger Begeisterung auf die Verteidigung Berlins vor. Gleichzeitig fallen in diesen letzten Stunden viele angebliche Deserteure und Verräter der Lynchjustiz zum Opfer.

Der Wahnsinn drinnen im Führerbunker steht dem draußen um nichts nach. Bis zuletzt erweisen sich die Generäle als loyale Vollstrecker menschenverachtender Befehle.

Mit im Bunker ist Traudl Junge (Alexandra Maria Lara), Hitlers Privatsekretärin. Interviewszenen mit der Zeitzeugin Traudl Junge aus André Hellers Dokumentarfilm „Im toten Winkel – Hitlers Sekretärin“ sollen die historische Genauigkeit des Gezeigten untermauern.

An der Geschichtstreue gibt es nichts auszusetzen. Bruno Ganz macht das Monster Hitler zum realen Menschen. Viele Filmszenen erinnern an Bildmaterial aus jener Zeit. Aber gerade in dieser nachgestellten Exaktheit liegt eine Schwäche des Films.

Einerseits erhebt „Der Untergang“ den Anspruch, ein Spielfilm zu sein. Andererseits fehlt mit der totalen Konzentration auf historische Fakten auch jede moralische Dramaturgie. Hier gibt es keinen Sprechertext, der bei dokumentarischen Szenen diesen Kontext von Verantwortung und Konsequenzen herstellen könnte.

Daher vermisst man in der Darstellung der menschlichen Züge der „Manager des Grauens“ im Führerbunker die konkrete moralische Verknüpfung zu den Szenen vom Grauen in den Straßen Berlins. Oliver Hirschbiegels Film setzt in dieser Hinsicht beim Publikum eine gewisse historische Grundkenntnis voraus.

Aber die Alternative einer aufgesetzten filmischen Instant-Moral wäre dem Thema auch nicht angemessen. Da ist Hirschbiegels Ansatz – Film für ein kritikfähiges Publikum zu machen – schon vorzuziehen.