Michael (Ulrich Thomsen) bricht zu einem Auslandseinsatz auf. Seine Familie ist gewohnt, dass der Soldat immer wieder eine Zeit lang weg muss. Michaels Frau Sarah (Connie Nielsen) hilft ihm bei den Reisevorbereitungen. Die ältere der beiden Töchter schmollt, weil der Vater fort geht. Doch insgesamt kann die Dienstreise das Familienglück nicht trüben.
Aber es bleibt eine Reise in den Krieg. Michaels Hubschrauber gerät unter Beschuss und stürzt ab. Michael wird für tot erklärt. Michaels Bruder Jannik (Nikolaj Lie Kaas), das schwarze Schaf der Familie übernimmt in dieser kritischen Situation erstmals Verantwortung. Jannik unterstützt die Familie des Bruders, so gut er nur kann.
Unterdessen macht der totgeglaubte Michael als Gefangener von afghanischen Aufständischen eine harte Zeit durch. Nachdem Michael endlich befreit wird, ist er ein gebrochener Mann.
Das ist die Geschichte des Films: Ein unerwartetes Ereignis greift in die trügerische Beständigkeit des Daseins ein. Der eine zerbricht an dem Erlebten. Der andere wächst an der Aufgabe. Irgendwie scheint alles miteinander verbunden. Erst der vermeintliche Tod des Bruders schafft für Jannik den Raum, um sich von seiner angestammten Rolle als Taugenichts zu befreien. Michael wiederum trägt das Trauma auch in den bisher heilen Teil seiner Welt. Die Familie droht an seinem Verhalten auseinander zu brechen.
Die Offiziere in Biers Film sprechen innerhalb der Befehlskette nicht wie Soldaten. Ihr Umgangston gegenüber den Untergebenen erinnert eher an die sensible Sprache eines Therapeuten oder an einen Trainer einer Kindermannschaft. Die militärischen Feinde werden so eindimensional böse dargestellt, wie wir es sonst nur von den schlimmsten, einschlägigen B- und C-Movies her kennen.
Doch der Film ist kein Kriegsfilm, daher auch nicht an den Kategorien dieses Genres zu messen. Susanne Bier richtet den Fokus auf die Familie. Dass der Ehemann, Vater und Soldat Michael als besonders feinfühlig etabliert wird, ist von da her fast eine dramaturgische Notwendigkeit. Die Gefangenschaft ist nur der Auslöser für die Ereignisse; die knappe Darstellung des Krieges legitim.
Warum jemand in einer Extremsituation so und nicht anders reagiert, lässt sich kaum erklären. In einen Menschen kann man nicht hinein schauen. Die Augen sind die Fenster zur Seele. Die Großaufnahme eines Auges steht als auffälliges Anfangsmotiv des Films. Wenn man nicht hinein schauen und erklären kann, dann kann man zumindest genau beobachten. Das macht Susanne Bier.
Das Auge der Kamera rückt den Akteuren sehr nahe an den Leib, so als wollte es doch in die Menschen hinein schauen. Gleichzeitig zwingt dabei das Drehbuch den Figuren keine erklärenden Handlungen auf. Wenn die Kamera ausführlich beobachtet, wie Sarah sich unruhig im Schlaf wälzt, liegt darin kein vordergründiger Zusammenhang zu Gewesenem oder Kommendem. Susanne Bier genehmigt den Figuren einen großen Freiraum abseits zweckgerichteter Handlungsstränge. Paradoxerweise entwickelt „Brothers“ gerade daraus ein dichtes und sinnvolles Bild des Ganzen.