In einem Landhaus halten sich acht Frauen auf: eine alte Dame, ihre beiden Töchter (Catherine Deneuve und Isabelle Huppert) und die Enkelkinder – Töchter der Hausherrin (Deneuve) –, die Köchin und das Hausmädchen und die Schwester des Hausherrn. Der liegt mit einem Messer im Rücken als Opfer eines Mordes in seinem Bett. Eine der anwesenden Frauen muss die Täterin sein.
Die Telefonleitungen wurden gekappt, die Autos sabotiert. Aus dem eingeschneiten Landhaus im feudalen Park gibt es kein Entkommen.
Das klingt nicht nur nach dem klassischen Who had done it-Muster à la Agatha Christie. Der gesamte Film strotzt vor Reminiszenzen an gute alte Filmzeiten. Neben diesem nostalgischen Krimimuster setzt Ozon noch Elemente aus den Musik- und Tanzfilmen der 50er Jahre ein.
Mit Deneuve & Co. führt Ozon diese Hommage an große Filmzeiten auch in der Besetzung fort. Er lässt sogar die Filmhandlung in jener Zeit spielen, als sich Fred Astaire und Gene Kelly durch die Filme tanzten und sangen.
Das Verlegen der Handlung in die 50er scheint auf den ersten Blick nebensächlich. Bei näherer Analyse erweist sich dieser kleine Kniff als entscheidend. Das erste Nachkriegsjahrzehnt zeichnete sich durch eine wiedergewonnene Lebensfreude aus. Im Krieg stand nur das Überleben auf dem Programm. Auf der nächsten Ebene der Bedürfnispyramide folgt die materielle Verbesserung. Damals dominierten keine magersüchtigen Models das Schönheitsideal. Üppige Formen waren weder beim neuen Wohlstandssymbol Auto noch bei den Menschen verpönt. Es ging einem endlich wieder gut und man zeigte es.
Wo ist der Zusammenhang zwischen Epoche und Ozons Film? Filme erschaffen absolut künstliche Welten. Menschliche Gefühle werden in außerirdische Wesen verpackt oder komplette fiktionale Universen entwickelt. Ozon erweitert die reale Welt in seinen Filmen sehr speziell. Er erzählt Geschichten von wirklichen Menschen und dann bricht er diese reale Welt mit Fantasy-Elementen. Ozon teilt einer Figur Aktionen zu, die ihre Kompetenz besonders im Umfeld der 50er Jahre überschreitet.
In dieser Zeit beschränkte sich das Rollenbild der Frau noch auf den bloßen Aufputz des Mannes. Im Film bestimmen die Frauen das Geschehen. Die Motive für die Ereignisse liegen auch weit über dem Genuss-Pragmatismus jener Jahre. Trotzdem versorgt gerade die Wahl der Epoche die Geschichte mit der nötigen Glaubwürdigkeit.
Die unzeitgemäße Frauenpower fällt nicht weiter auf, weil Ozon den einzigen Mann vorsorglich als Mordopfer aus der Geschichte entfernt hat. Mit den Musikszenen und den Anklängen an eine vergangene Gesellschaft erschafft er eine Welt, die an die Oper erinnert. In dem Kosmos von Märchen und Theater wächst Unglaubwürdiges zum unverzichtbaren Bestandteil heran und Kitschiges zu angemessenem Pathos.