Die Stunde des Jägers

Aaron Hallam (Benicio Del Toro), ein zum Morden ausgebildeter Elitesoldat kehrt mit einem ver-rückten Weltbild aus dem Kampfeinsatz zurück.

Der professionelle Menschenjäger tötet harmlose Sonntagsjäger, nur weil diese einem Hirsch mit unfairen Mitteln nachstellen und weidet seine Opfer aus wie eine Jagdbeute.

Sein ehemaliger Ausbildner L. T. Bonham (Tommy Lee Jones) tritt an, um die außer Kontrolle geratene Tötungsmaschine Aaron Hallam zur Strecke zu bringen.

Frühere Actionfilme William Friedkins wie etwa French Connection wirken sophisticated im Vergleich zur Stunde des Jägers.

Friedkin konzentriert sich voll auf sein Thema: Jagen und Töten, verschärft durch den Umstand, dass die Jagdbeute Menschen sind und archaisch präsentiert, weil weitgehend auf Schusswaffen verzichtet wird. Gleich zweimal zeigt Friedkin, wie Hallam seine Waffe, das Messer eigenhändig schmiedet.

Moral und Pathos spart William Friedkin völlig aus. Die Szenen über die Schuldgefühle des Mörders und des Ausbildners bleiben nebensächlich und tragen kaum zum Verstehen der Charaktere bei. Friedkin präsentiert eine distanzierte, beinah dokumentarische Beobachtung der Ereignisse. Ob dies positiv oder negativ ist, liegt im Auge des Betrachters.

Wer heute Lust auf Geschnetzeltes hat, muss nicht mehr selbst zum Messer greifen. Das Fleisch liegt zellophanverpackt im Supermarktregal. Das Blut spritzt auf Wunsch gefahrlos und ohne direkten Kontakt für ein paar Euro von der Kinoleinwand.

Wer Gewalt mit erklärender Psychologie sucht, geht in den falschen Film. Wer am eigenen Leib überprüfen will, ob Aristoteles, der Urvater aller dramaturgischen Lehren Recht hatte, als er vor über 2000 Jahren schrieb: „Von Dingen, die wir in der Wirklichkeit nur ungern erblicken, sehen wir mit Freude möglichst getreue Abbildungen“, der sitzt im idealen Film.

Es ist, was es ist: Eine Blutoper von der ganz saftigen Sorte.